Das Ortsbild von Schwanden

von Rolf Kamm und  Thomas Schätti

 

Heute präsentiert sich Schwanden als ein verstädtertes Bergdorf mit etwa 2600 Einwohnern. Am Zusammenfluss von Linth und Sernf gelegen hat es sich vom Bauerndorf zum Handels-, Gewerbe- und Rastort weiter zu einem Industriedorf entwickelt. Alle Entwicklungsstadien sind noch heute im Dorfbild zu erkennen. Auch wenn sich das Ortsbild wegen der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Bau neuer Verkehrwege stark verändert hat, ist ein Rundgang durch die Strassen und Gassen von Schwanden immer noch spannend.

Auf der Filiale der Glarner Kantonalbank an der Hauptstrasse erhalten Sie dazu die Broschüre "Reihenhaus, Villa und Altersheim" mit dem illustrierten Beschrieb eines Dorfrundganges von Rolf Kamm (Hrg. Region GHS).

Für Gruppen organisiert der Verein gukum gerne Führungen.

 

Handel und Gewerbe

Den Charakter einen Bauerndorfes haben nur noch Teile des Weilers Thon bewahrt. Einige Bauten zeugen sogar noch vom Leben im 16. Jahrhundert: Das Rysläuferhuus (um 1490), das Hoschethaus (1545), das Obere Blumerhaus (1558) oder das Turehuus im Thon von 1561 (unten). Im Brückenkopfquartier "Freiberg" östlich der Linth ist die Siedlungsform des 17. und 18. Jahrhunderts mit Wohn- und Gewerbebauten in Strickbauweise noch gut erkennbar. Im Dorfkern sind viele derartige Holzbauten im 19.  und 20. Jahrhundert verschwunden, sei es durch Brand, Bahnbau oder Strassenbau. Dafür haben sich am Kreuzplatz stattliche Wohnhäuser von Handelsherren des 18. Jahrhunderts erhalten, wie das Haus Ferrari oder das Gasthaus Sonne.  

Ein Zeuge der konfessionellen Auseinandersetzungen im Kanton Glarus ist der 1756 erbaute evangelische Pulverturm, welcher heute als Dorfmuseum genutzt wird.

(Unten: Schwanden um 1830, Museum des Landes Glarus im Freulerpalast)

 


Textilindustrie

Im 19. Jahrhundert formten  Fabrikanten das Bild von Schwanden: Fabrikbauten (der Hänggiturm und verschiedene umgenutzte Bauten auf dem Mühleareal, oder die Fabrikbauten der "Textil" im Plattenau sind noch Zeugen hiervon). Die stolzen Fabrikantenvillen im Thon, der heutige Kindergarten, das ehemalige Dorfschulhaus (heute die Filiale der GLKB), das Rothaus oder das Gemeindehaus sind Um- oder Neubauten aus den 1830er-Jahren und belegen, wie die Eisenbahnlinie von 1879, den wachsenden Wohlstand in dieser Periode. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Villen äusserlich etwas aufwändiger, Beispiele dafür sind die Villa Platane und diejenige im Stalden (unten). 

Das auf dem Reissbrett geplante Quartier im Grund zeigt noch heute die damals enge Verflechtung von Arbeitersiedlungen mit Kleinviehhaltung und Gartenbau - jedes der Reihenwohnhäuser hat seinen eigenen Stall. Diese Wohnweise war vor allem für die Druckereiarbeiter typisch.


 

Strom, Wärme, neue Ansprüche ans Wohnen

Das 20. Jahrhundert war von der Elektrizität geprägt. Die Therma, der 1907 gegründete Hersteller von Elektro-Haushaltsgeräten, entwickelte sich schnell zum grössten Arbeitgeber in Schwanden und der Bau des Wasserkraftwerkes auf Mettmen veränderte die Landschaft und brachte der Gemeinde willkommene Einnahmen. Interessante Industriebauten aus dieser Zeit sind das Bürogebäude und die Kantine der Therma (später Electrolux) von Hans Leuzinger oder die Maschinenhalle und der Bürotrakt des Kraftwerkes. Für die Mitarbeiter der Therma wurden neue Wohnquartiere erschlossen: Erlen, Zügersten, Spittel, Gütlistrasse, Saatengüetli. Die Therma existiert nicht mehr, die Häuser sind geblieben.

Seit den 1940er-Jahren wurde das Tschachen neu als Industriequartier genutzt. Heute ist es fast vollständig überbaut und bietet mehr als 400 Arbeitsplätze. Seit den 1950er-Jahren bilden die Alters- und Pflegeheime und die Schulhäuser eine markante Gebäudegruppe, die das Dorf immer stärker prägt.


Trotz stagnierender Einwohnerzahl hat sich das Dorf flächenmässig seit den 1960er-Jahren weiter ausgedehnt. Neue Wohnquartiere entstanden: Rufistrasse, Tschudigut, Haltenrain, Rütelistrasse. Pro Einwohner beansprucht Schwanden heute drei mal so viel Fläche wie um 1860. Gleichzeitig bieten manche Häuser im Dorfkern nicht mehr genügend Platz und bleiben leer.


Objekte und Ortsbilder von regionaler und lokaler Bedeutung in Schwanden

Gemäss dem Schweizerischen Inventar der Kulturgüter, dem Inventar schützenswerter Ortsbilder (ISOS) und einer Liste der Gemeinde Schwanden vom 16. August 1977 stehen folgende Gebäude unter Schutz: 

 

Unter Bundesschutz stehen...

...die reformierte Kirche, insbesondere die Freilegungen, Aufnahmen und Kopien der mittelalterlichen Wandmalereien und die Wandmalereien im Rysläuferhuus.

 

Inventarisiert oder als schützenswürdig erwähnt sind...

... das Turrehaus im Thon 15, Das obere und das untere Blumerhaus, beide in Thon, das Blumerhaus VI (das heutige reformierte Pfarrhaus), das Blumerhaus VII (der Kindergarten), das Blumerhaus VIII und X (Im Thon 2 bzw. Im Thon 1), der Hänggiturm auf dem Mühleareal, die Villa Platane mit Nebengebäuden, das Holzhaus bei der reformierten Kirche, das Hoschethaus, der Pulverturm und die Ruine Benzingen.

 

Schützenswürdig sind die Ortsbilder...

... Dorfkern (Dorfschulhaus, Gasthaus Sonne, Rothaus und Haus am Kreuzplatz), das Thon (insbesondere die Gruppe der Blumerhäuser), der Pulverturm, die Vorderdorfstrasse 1-31, die Freibergstrasse und die Plattenaustrasse.


Schützenswerte Naturdenkmäler sind...

... das Bergföhrenreservat Mettmen, der Stollen des Eisenbergwerkes auf Guppen, die Kärpfbrugg auf Mettmen-Oberstafel.

 

Die 1993 gegründete Stiftung Pro Schwanden und Umgebung setzt sich für Schwander Ortsbild ein  und steht Hausbesitzern beratend zu Seite.